Diese Frage stellen sich gerade viele Menschen in unserer Gemeinde und auch darüber hinaus. Ich bin auf die Suche gegangen und habe Freunde gefragt, von denen ich wusste, dass sie schon aktiv helfen: Wie helft ihr den Menschen in der Ukraine? Was genau brauchen die Menschen in der Ukraine gerade? Was ist deine/Ihre Motivation, jetzt zu helfen?
Meine Freundin, die gerade sehr aktiv ist, hat mir sofort spontan geantwortet:
„Ich habe als erstes mit meinem Mann unser Dachgeschoss aufgeräumt, da wir beschlossen haben: Uns geht es hier so gut, wir müssen unbedingt den Menschen helfen, die gerade alles verloren haben und in Gefahr sind. Danach haben wir uns bei der Ukrainischen Gemeinde in München gemeldet, und die haben uns in eine WhatsApp-Gruppe aufgenommen. Ein paar Stunden später kam die erste Anfrage. Eine Mutter, ihre Tante und zwei Kinder im Grundschulalter. Die sind mittlerweile bei uns eingezogen, und wir unterhalten uns mit Händen und Füßen und Google-Translator. Sollten wir mal gar nicht weiter kommen, gibt es jemanden in der Gruppe, der für uns übersetzt, oder aber es kommt jemand aus dem Netzwerk vorbei. Überhaupt sind die wahnsinnig gut organisiert. Helfen, wo es nur geht und auch als Helfer ist man nicht allein. Unglaublich, so haben wir allein in Höhenkirchen schon über 120 Menschen aufgenommen und vermittelt!“
Meine Nachbarn berichten Ähnliches:
„Wir sind am Wochenende zur Ukrainischen Kirche nach München gefahren, weil wir unsere Spenden abgeben wollten. Die waren gerade dabei, die Spenden zu sortieren und zu verpacken. Wir sind spontan geblieben und haben mit angepackt. Dabei kamen wir mit den Helfern ins Gespräch und haben erfahren, dass noch Unterkünfte gesucht werden. Wir haben spontan zugesagt, jemanden aufzunehmen. Unsere Kinder waren erst skeptisch und hatten auch Angst, Fremde im Haus zu haben, die man nicht verstehen kann. Aber wir haben lange mit ihnen gesprochen, ihnen die Notlage dieser Menschen erklärt und auch versucht zu vermitteln, dass wir auch froh wären, wenn uns in so einer Lage andere Menschen helfen würden. Wir leben jetzt seit ein paar Wochen in einer WG mit den Geflüchteten, und es hat sich fast eine Freundschaft trotz der Sprachbarriere entwickelt. Sie versuchen, sich so gut wie möglich bei allen Arbeiten im Haus einzubringen, und weil in der Nachbarschaft mittlerweile viele Ukrainer eingezogen sind, ist es für sie auch möglich, sich in ihrer Muttersprache mit der Situation auseinanderzusetzen. Ich denke, das ist auch sehr wichtig, um das Erlebte zu verarbeiten.“
Ein paar Kollegen, die nicht die Möglichkeit haben, jemanden aufzunehmen, aber trotzdem helfen möchten, haben mir berichtet:
„Wir fahren jetzt regelmäßig in die Ukrainische Kirche in München. Die sind super organisiert. Man meldet sich bei ihnen, und entsprechend seiner Möglichkeiten wird man eingeteilt. In Spendensortieren, Päckchenpacken, LKWs laden, Medikamente sortieren etc. Immer wenn wir Zeit haben, schauen wir auf der Website und melden uns in dem Zeitfenster an, in dem Hilfe gebraucht wird und wir auch Zeit haben, und helfen ein paar Stunden aus. Es tut sehr gut, wenn man auch aktiv helfen kann und nicht nur Geld spenden darf.“
Jetzt höre ich schon zum dritten Mal die Ukrainische Kirche. Mein Eindruck ist, wenn man helfen möchte, ist man da an der richtigen Adresse. Konfessionsübergreifend wird hier zusammen ein großes Netzwerk aufgebaut. An erster Stelle steht hier, den Menschen zu helfen. Hier helfen auch viele Menschen, die eigentlich der Kirche gar nicht so eng verbunden sind. Der Priester freut sich, dass Menschen unterschiedlicher Herkunft oder Religion mit anpacken und damit auch ein ökumenisches Hilfsprojekt daraus geworden ist. Die Spendenflut war so groß, dass die Sachspendensammlung Anfang März in die Heinrich-Kley-Straße 2 in München umgezogen ist. Wer helfen möchte, findet unter http://www.ukr-kirche.de/ viele Informationen.
Auf Initiative der Ukrainischen Griechisch-Katholischen Kirche wurde "München hilft Ukraine e.V." gegründet. MHU ist ein gemeinnütziger Verein, der die unter dem Krieg leidenden Menschen in der Ukraine mit Sach- und Geldspenden unterstützt. Unter https://www.muenchen-hilft-ukraine.de/helfen kann man sich online eintragen und ein Zeitfenster buchen und damit seine Hilfe anbieten. Mögliche Aufgaben sind: Empfang für Sammelstelle und Infopoint - Laden der humanitären Hilfe in Fahrzeuge - Sortierung der gespendeten Medikamente - Sortierung der gespendeten humanitären Hilfsgüter.
Möglichkeiten gibt es viele. Es liegt an jedem einzelnen, wie viel er gerade entsprechend seinen Lebensumständen einbringen kann. Ich kann nur sagen, jede Stunde hilft.
Birgit Doblhofer