Weihnachten in Polen

24. Dezember - Heiligabend in Polen

Der Heilige Abend beginnt traditionell mit der Lesung aus dem Lukasevangelium (Lk 2,1-14). Es ist üblich, dass das Evangelium vom ältesten Mitglied der Familie oder vom Familienoberhaupt gelesen wird. Als ich noch in Polen lebte, hatte meine Oma das Evangelium vorgelesen und als Erste die Weinachswünsche ausgesprochen. Es wird ein Gebet für die Verstorbenen und allen Abwesenden gesprochen, dann brechen alle die Oblate und wünschen sich gegenseitig alles Gute. Es ist ein Zeichen der Versöhnung und der Liebe. z.B. Borschtsch und Knödel mit Pilzen oder Fisch (als Symbol für Wiedergeburt und für Jesus), Trockenobstkompott als Zeichen der Langlebigkeit, Lebkuchen und vieles mehr. Ein Aberglaube besagt, dass man zumindest jedes der zwölf Gerichte an Heiligabend probieren sollte, um im kommenden neuen Jahr Glück zu haben.

25. Dezember - Wir feiern Weihnachten

Weihnachten beginnt mit der feierlichen Christmette in der Nacht vom 24. auf 25.12. Sie erinnert an die Erwartung der Hirten und an die Geburt Jesu. Während der Heiligen Messe und an Feiertagen werden Weihnachtslieder gesungen, auch zu Hause. In der Christmette singen die Männer am lautesten! Sie trauen sich wenigstens ein Mal im Jahr ihre Stimme zu benutzen. Einige der beliebtesten Weihnachtslieder sind: "In der Stille der Nacht", "Lulajże, Jezuniu", "Heute in Bethle hem", "Sie kamen nach Bethlehem" oder "Als das schöne Mädchen". Polnische Weihnachtslieder sind sehr sentimental und emotional. An Weihnachten wird die polnische Seele sehr berührt, besonders die, die einsam und weit weg von der Heimat und Familie ist.

Weihnachtsbaum

Früher gab es in vielen Regionen Polens eine Podłaźniczka, d.h. eine verzierte Spitze einer Fichte oder Tanne oder einen Tannenzweig, der von der Decke hing. In der Kinderzeit durfte ich mit meinem großen Bruder einen Christbaum im Wald aussuchen und fällen und ihn dann mit allen Geschwistern mit Früchten von Feld, Garten oder Wald, Stroh, Getreideähren, Paradiesäpfel, Nüsse, aber auch Plätzchen oder Lebkuchen schmücken. Im Laufe der Feiertage wurde der Christbaum immer leerer, da die Versuchung für uns Kinder groß war und an jedem Tag verschwanden ein Paar Bonbons. Natürlich ist es auch bei uns üblich, Geschenke unter dem Weihnachtsbaum zu haben. Eine weitere Dekoration ist ein Mistelzweig, der von der Decke hängt. Es ist ein Symbol der Ewigkeit, und ein Kuss darunter soll die Dauerhaftigkeit der Beziehung garantieren. Manche Menschen hängen auch Mistelzweige über die Haustür, um den Haushalt vor bösen Mächten zu schützen. Auch der Weihnachsstern ist in den Häusern eine gern verwendete Pflanze. Es ist ein Gedenken an den Stern, der den Weisen den Weg zeigte.

Für Weihnachten wünsche ich Ihnen, liebe evangelische Christen, ein gesegnetes Fest in Liebe und Frieden.

Mieczysław Studzienny-Flir, Pfarrvikar in St.Bruder Klaus