Das Sonderbare an Kirche ist ja, dass wir ernsthaft glauben: Die Welt, in der wir leben, ist gut. Es gibt „so viel Gutes“ in ihr, weil sie von Gott geschaffen ist. So, dass wir gut darin leben können.
Das Weltbild pflegen wir, manchmal sogar ganz trotzig gegen den Augenschein: Dieses Vertrauen darauf, dass Gott alles gut gemacht hat, was um uns herum ist. Sogar uns selbst, die Menschen, die doch zu so grausamen Dingen fähig sind, hat Gott genau so geschaffen. Und sagt über das alles: „Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, es war sehr gut.“
Jüdische und christliche Menschen haben immer wieder daran geglaubt und gehofft, haben weiter auf Gott vertraut und sich nicht klein machen lassen. Obwohl sie Schlechtes und Böses erlebt hatten. Obwohl sie eher Grund zur Verzweiflung hatten. Sie haben Gott gepriesen – auch als sie ganz unten waren. Und in Menschen das Ebenbild Gottes gesucht. Und es wirkt bis heute. Es prägt unser Menschenbild und unser Weltbild.
Der Philosoph Gottfried Wilhelm Leibniz (1646 bis 1716 und ja: Die Kekse wurden nach ihm benannt!) hat diesen Gedanken noch weiter ausformuliert. Er sagte: „Diese Welt ist die beste aller möglichen Welten.“ Das Gute in dieser Welt zeigt sich nicht darin, dass es kein Böses gibt – sondern darin, dass trotz allem Bösen eine größere Güte sichtbar werden kann. Vielleicht nicht sofort. Vielleicht nicht in allem. Aber in dem Ganzen. Entscheidend ist für ihn dabei die Vielfalt der Welt. Das Ewige braucht so viele unterschiedliche Ebenbilder wie möglich. So entstehen auch Spannungen und Konflikte, aber trotzdem – oder vielleicht auch deshalb – ist sie gut. Leibniz spricht von einer Welt, in der sich größte Vielfalt mit größter Ordnung verbindet. Eine Welt, die gerade durch ihre Verschiedenheit, durch ihre Spannungen und Unterschiede, reich ist. Weil in ihr das Leben in all seinen Formen aufscheint: das Leichte und das Schwere, das Helle und das Dunkle, die Freude und der Schmerz. Diese Gedanken von Leibniz sind nicht immer tröstlich – denn sie ändern nichts an meinen Problemen und an meiner Trauer – aber sie geben mir Sinn und Hoffnung.
In diesem Heft erzählen viele Menschen von dem Guten, das sie bei sich entdecken. Wir wollen damit inspirieren und einladen, auch das Gute zu sehen. Überall. Vielleicht auch im eigenen Leben. In der Familie. Auf dem Weg zur Arbeit. Denn mit einer solchen Grundhaltung zu leben hilft mir, das wahrzunehmen: Wir leben in der besten aller möglichen Welten. Diese Welt ist sehr gut. Vielleicht nicht immer, aber im Großen und Ganzen.
Pfarrer Philipp Bäumer