Erfolgreiche Hilfe für Geflüchtete

Was war das für ein schönes Fest am 1. März 2020, als Geflüchtete für die Jubilategemeinde ein Mittagessen mit Gerichten aus ihrer Heimat vorbereitet hatten, um sich für die vielfache Unterstützung zu bedanken. Die Stimmung war wunderbar, es kam zu interessanten Begegnungen. Dann keine zwei Wochen später: totaler Lockdown.

Für die Integrationsarbeit war das ein schwerer Schlag. Aber nach dem ersten Schock zeigte sich, dass die Vertrauensbasis, die wir über Jahre hatten aufbauen können, auch den Coronaeinschränkungen gewachsen war. Unterstützung und Nachhilfe funktionieren auch per Telefon und E-Mail.

Wie sieht es heute aus?

Viele unserer ehemaligen Schützlinge haben inzwischen ein Zimmer oder eine Wohnung gefunden. Eine ganze Reihe von ihnen hat schon eine Ausbildung abgeschlossen, andere stehen im zweiten oder dritten Ausbildungsjahr. Einer besucht inzwischen das Abendgymnasium, ein anderer strebt den „Meister“ an. Wieder andere
verdienen in einem Anlernberuf ihren Lebensunterhalt. Mit einem Wort: Sie stehen auf eigenen Füßen, sind gut integriert, sie „brauchen“ uns eigentlich nicht mehr. Sie melden sich immer mal wieder, wenn ein Formular Probleme macht oder sie einfach von sich erzählen wollen.

Mit neu eingezogenen Geflüchteten Kontakt aufzubauen war dagegen extrem schwierig – wegen Corona. Wir durften das Camp während des Lockdowns nicht betreten; auch nach der Lockerung wäre das nur schwer möglich gewesen. Doch jetzt wollen wir die Arbeit vor Ort wieder aufnehmen.

Wie ist der Neustart geplant? Gibt es schon konkrete Pläne?

Den Anfang macht die Fahrradwerkstatt. 2015, als viele Geflüchtete v.a. aus Afghanistan und Syrien kamen, wurde spontan Sprachunterricht organisiert. Unter den Geflüchteten waren auch junge Männer, die zwar handwerklich geschickt waren, aber noch nie eine Schule besucht haben. Genau für diese jungen Männer richtete ein Team um Frank eine Werkstatt ein, um Fahrräder zu reparieren. Das Ziel war, dass Geflüchtete über handwerkliches Tun Mut und Selbstvertrauen gewinnen handwerklich dazuzulernen – und nebenbei auch Deutsch. Frank möchte möglichst bald im Camp wieder die Fahrradwerkstatt anlaufen lassen – nicht als bequemen Reparaturservice, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe für die Geflüchteten. Wer hat Lust dabei mitzuhelfen? Kontakt: frank.huebner-muenchen@web.de

Unsere weiteren Hilfsangebote: Hausaufgabenbetreuung für die Schulkinder, Nachhilfe bei Deutsch- und Integrationskursen, eventuell ein Frauentreff für die Bewohnerinnen. Wer hat Lust und Zeit? Kontakt: info@helferkreis-waldperlach.de

Keine Flüchtlinge „zweiter Klasse“

Zurzeit ist die Hilfsbereitschaft für Menschen aus der Ukraine überwältigend. Dadurch gerieten die 2015 zu uns Geflüchteten in den Hintergrund. Sie sind für uns aber keine Flüchtlinge zweiter Klasse, sondern Mitmenschen, die unsere Hilfe brauchen, bis sie ohne unsere Hilfe zurechtkommen. Wer dabei mithelfen möchte: Wir freuen uns, jede helfende Hand ist willkommen. 

Anne Kübel