Besuch uns! Mach mit!

Pfr. Philipp Stoltz

Es gibt sehr viele gute Gründe, um bei uns in der Gemeinde dabei zu sein. Etwa so viele, wie es auch Menschen gibt – denn hier ist jeder herzlich willkommen, schon seit Jahrhunderten. Eigentlich sogar von Anfang an. Denn „Mach mit!“ hat Jesus schon damals zu allen gesagt. Und die Figuren, die ich noch aus meiner Kinderbibel kenne, haben alle mitgemacht, alle auf ihre eigene Weise.

Beispielsweise in der Geschichte von Marta und Maria: Marta ist die, die alles im Griff hat. Ihr Name bedeutet „Herrin“. Und eine Herrin ist sie, eine selbstbewusste Frau. Macherin und Managerin. Eine Gastgeberin, die organisieren kann. Eine Fürsorgliche und Vorausschauende. Besuch ahnt sie schon von weitem. Öffnet die Fenster und breitet das Tischtuch aus. Schürt das Feuer und hängt Töpfe darüber, schneidet Brot, schnippelt Gemüse und Kräuter. Dreizehn Männer, tagelang unterwegs auf staubigen Straßen – die haben Hunger, das weiß sie. Und dann sind die Gäste da.

Maria ist die, die träumen kann. Manchmal sogar mit offenen Augen. Sie kann sich verlieren in einem Gedanken, einer Melodie, einem Bild, einem Gespräch. Den Moment auskosten, das Leben spüren um sich herum. Manchmal vergisst sie die Zeit wenn sie am Fluss sitzt und dem Geplätscher des Wassers lauscht, wenn Ideen ihr zufliegen, wie Bienen. Als der Besuch da ist, weiß sie was zu tun ist. Sich zu ihm setzen auf den Boden, zu seinen Füßen. Da sein, zuhören, ganz versunken in guten Gesprächen, in der Begegnung.

In der Geschichte aus der Bibel geraten die beiden natürlich aneinander, weil sie so gegensätzlich sind. Auch sowas passiert heute manchmal. Und Jesus – der zu beiden von ihnen mal gesagt hatte „mach mit!“ – vermittelt schließlich. Wer sind Sie, wer möchtest Du sein? Marta oder Maria? Aktiv oder meditativ? Sozial engagiert oder fromm? Gehen wir in die Tiefe oder gehen wir aus uns raus? Wie auch immer Sie sein wollen: Ich denke Sie würden in diesem Heft eine passende Gruppe für sich finden.

Thomas ist einer, der es ganz genau wissen möchte. Einer, der sich nicht so leicht etwas vormachen lässt durch großen Hokus-Pokus oder alte Traditionen. Er kann und will sich mit den entscheidenden Fragen befassen und sucht die ernsthafte Diskussion. Es geht ihm um die Sache und darum sie zu begreifen. Auch er ist herzlich willkommen und selbstverständlich von Anfang an mit dabei in der Gruppe, die sich vor etwa 2000 Jahren gebildet hat. Wir brauchen auch heute solche Menschen wie Thomas dringend bei uns, denn es gibt viel zu hinterfragen und zu besprechen.

Studien zum Ehrenamt in der Kirche zeigen: Viele Menschen engagieren sich gerne in ihrer Gemeinde, weil sie dort ihre eigenen Interessen verwirklichen können und das Angebot finden, der zu ihnen passt. Der Altruismus, anderen Menschen zu helfen, ist das häufigste Motiv. Ganz entscheidend sind außerdem Geselligkeit in einer freundlichen Gruppe sowie Raum für Selbstentfaltung und Tiefgang (für alle Thomas- Menschen, die es genauer wissen möchten: Stephan Seidelman: Altruismus, Geselligkeit, Selbstentfaltung. Motive Ehrenamtlicher in der evangelischen Kirche, Freiburg 2016). Genau solche Menschen waren von Anfang an mit dabei. Schon in der Bibel begegne ich diesen Persönlichkeiten. Zu jedem von Ihnen hatte Jesus gesagt „Besuch uns! Mach mit!“ und sie alle haben dort nicht nur etwas gefunden das zu ihnen passt, sondern noch viel, viel mehr.

Und dass Sie das auch finden wünscht Ihnen herzlich
Ihr Pfarrer Philipp Stoltz

Übrigens: Anfang November werden meine wundervolle Partnerin und ich heiraten.
Ab dann finden Sie mich in diesem Heft unter dem Namen „Bäumer“.