Unser ökumenisches Kirchenzentrum in Putzbrunn fällt auf durch eine besondere Architektur. Diese Architektur ist nicht nur zweckdienlich, sondern sie hat auch eine Botschaft. Dazu ein paar Gedanken:
Beim Ankommen geht man vom Parkplatz her ein paar Stufen zur Kirche hinauf. Das ist Absicht. Beim Bau des Kirchenzentrums wurde ein Hügel angelegt. Das weckt biblische Assoziationen: Die Stadt auf dem Berge, das himmlische Jerusalem. Alles, was in dieser Kirche und in den Räumen rundherum geschieht, soll einen Vorgeschmack auf das himmlische Jerusalem geben. Zur erhöhten Lage kommt außerdem der weithin sichtbare Turm, dessen 4 Glocken sowohl für den evangelischen als auch für den katholischen Gottesdienst läuten. Auch der hohe Kirchturm drückt neben der erhöhten Lage des Kirchenzentrums ein gewisses Selbstbewusstsein aus: Glaube gehört sichtbar in die Welt, Kirche gehört mitten ins Dorf – und zwar als katholische Kirche genauso wie als evangelische!
Als nächstes fällt der Kirchenhof auf: Er ist geplant und angelegt als Ort der Begegnung. Werktags trifft man sich hier im Vorbeigehen auf dem Weg zum Kindergarten oder zum Bus, man eilt aneinander vorbei oder hält ein Schwätzchen. Kinder spielen am Brunnen, der natürlich an die Taufe denken lässt, die beiden Konfessionen gemeinsam ist. An Feiertagen ist im Kirchenhof Auftrieb: Man bekommt hautnah mit, wenn Erstkommunion oder Konfirmation gefeiert wird. Am Ostersonntag um 5:30 Uhr sind wir gemeinsam ums Osterfeuer versammelt. Und bei der ökumenischen Kirchweih wird im Kirchhof gegessen, getrunken, gespielt und gefeiert.
Ökumene ist hier also nicht nur Theorie, sondern sie geht durch die Füße und Hände, durch Mund und Ohren, durch die Augen und durch den Magen. Wir leben und feiern in Putzbrunn die Ökumene gemeinsam, zu vielen Gelegenheiten.
Wenn man das Kirchenzentrum von oben, im Luftbild betrachtet, sieht man ganz deutlich: Ein Dach verbindet alle Gebäude: Es verläuft von der evangelischen Kirche mit Gemeindehaus und Pfarrwohnung zur Wohnung des von beiden Konfessionen angestellten Hausmeisters, dann folgt das Pfarrheim, die Kirche St. Stephan, das Pfarrhaus mit Büro, schließlich der Hort und der katholische Kindergarten.
Etwas salopp könnte man sagen, dass wir hier in einer Art „ökumenischer WG“ mit großer Gastfreundschaft leben. Freilich: die eucharistische Gastfreundschaft können/dürfen wir noch nicht verwirklichen.