Wo sind die Konfis?

Freitag 16.30 Uhr, Waldperlach. Eigentlich müssten jetzt die Konfis auf den Stufen vor dem Gemeindehaus sitzen und quatschen. Ihre Stimmen wären schon von weitem zu hören, wie sie lachen, feixen und sich über die Woche austauschen. Da sitzt aber keiner. Vielleicht ist der Kurs schon losgegangen?

Die Türe zum Gemeindehaus ist verschlossen. Wer durchs Fenster hineinschaut, der sieht nur ein paar eingestaubte Tische und leere Stühle. In der Jubilatekirche gegenüber herrscht gähnende Leere. Wo sind die Konfis denn hin? Wer sie sehen will, der muss wieder heimgehen und sich an den Rechner setzen: Die Musik spielt nämlich an einem anderen Ort: Sie sitzen alle vor ihren Tablets, Laptops und PCs. Der Konfikurs 2020/2021 hat Corona-bedingt größtenteils virtuell stattgefunden. Ich gebe es zu, meine Skepsis war anfangs groß. Kann das klappen? Werden wir uns nach dem ganzen Distanzunterricht überhaupt noch motivieren können? Spätestens als alle bei der zweiten Stunde ihre diversen Haustiere in die Kamera gehalten haben, da wusste ich: Das wird Spaß machen!

Zu Beginn jeder Stunde haben wir uns begrüßt und eine Frage beantwortet: z.B. „Was hat dich diese Woche begeistert?“; dann ging es weiter mit einem kurzen Film, einem Lied oder einer Aufgabe. Die Konfis haben sich die Arbeitsblätter selbst zuhause ausgedruckt und dann in Einzelarbeit oder gemeinsam daran gewerkelt.

Wir haben viel gemalt und gestaltet. Zum Thema „Heiliger Geist“ haben wir kurze Videos gedreht und uns gegenseitig geschickt. Auf einem war ein Vogel zu sehen, der am Abendhimmel seine Runden dreht. Auf einem anderen die Nahaufnahme einer Wiese, die nach einem Regen  dampft. Dazu haben wir festgestellt: „Sie atmet den Lebensgeist Gottes.“

Natürlich hat auch mal die Technik gestreikt und manchmal hatte jemand keine Lust, weil er oder sie schon den ganzen Tag am PC verbracht hat. Es gab aber auch sehr viele überraschend schöne Momente. Bevor der Bildschirm ausging, haben wir uns jeden Freitag gegenseitig gesegnet. Das war stimmig, denn ich habe die Zeit mit dem Kurs als segensreich erlebt.

Die Konfirmationsgottesdienste haben wir im Juli an fünf Terminen gefeiert. Es tat gut, dass wir das ganz analog tun konnten. Für mich war dabei zu spüren, dass die Zeit anders, aber doch besonders war. Mir hat es jedenfalls Spaß gemacht und einige haben beschlossen, als Jugendleiter dabei zu bleiben: Toll!

Vikar Tim Sonnemeyer