Jüdische Küche

Es schmeckt scharf und würzig – aber nicht zu sehr. Feuerrot leuchtet es mir entgegen. Aus der Pfanne duftet es nach unzähligen Kräutern. Ein paar Eier dazu und fertig. Jetzt vorsichtig auf den Löffel pusten und kurze Zeit später macht sich ein warmes Gefühl im Bauch breit. So  schmeckt Shakshuka.

Das Gericht aus Tomaten und Paprika stammt ursprünglich aus Nordafrika. Tunesische Juden haben es in den 1950er Jahren mit nach Israel gebracht. Mittlerweile ist es nicht mehr wegzudenken. Shakshuka geht immer. Morgens, mittags, abends findet man die rote Köstlichkeit auf den Tellern des Landes.

Aber natürlich nicht nur die: In jüdischen Küchen gibt es viele Einflüsse. Je nach Familienwurzeln variieren die Rezepte und Zutaten. Gewürze wie Zimt, Kreuzkümmel und Nelken kommen aber häufig vor und lassen wunderbar duftende Gerichte entstehen. Gemeinsam haben alle Jüdinnen und Juden zudem die Speisevorschriften: Wer sich streng an die Regeln hält, darf nur essen, was koscher ist und so zubereitet wurde. Es wird streng auf Trennung von Fleisch- und Milchprodukten geachtet. Sie dürfen nicht zusammen eingenommen, gelagert oder verarbeitet werden. Zudem legen die Vorschriften der Tora fest, welche Tiere auf dem Speiseplan stehen. Eine ganze Reihe an solch traditionell zubereiteten jüdischen Gerichten ist mit bestimmten Feiertagen verbunden: Beim Laubhüttenfest gibt es gefüllte Kohlblätter, beim Lichterfest ölige Speisen und zum Fest zum Erhalt der Tora klebrig-süße Speisen. Beim Verzehr wird an die Geschichten des Volkes Israel gedacht. Das ungesäuerte Brot an Pessach erinnert zum Beispiel an den Auszug der Israeliten aus Ägypten.

Ganz eigene Regeln hat der Sabbat. An diesem Tag in der Woche dürfen unter anderem keine elektrischen Geräte eingeschaltet werden. Deshalb muss aber noch lange nicht aufs Essen verzichtet werden. Die jüdische Küche ist nicht nur vielfältig, sondern auch kreativ: Es hat sich eine ganze Reihe an Gerichte entwickelt, passend zum Sabbat und seinen Geboten. Bereits am Vorabend des Sabbats wird z.B. ein Eintopf aus Kichererbsen, Gerstenkörnern und Rindfleisch - Tscholent - aufgesetzt. Das Gericht köchelt dann 24h vor sich hin, bis es am Sabbat auf dem Teller landet. Das Fleisch wird durch die langsame Zubereitung so zart, dass es im Mund zerfällt. Ein echtes Festmahl.

Die jüdische Küche ist traditionsreich und lecker. Die Gerichte erzählen ganze Geschichten. Die Zubereitung kann Zeit in Anspruch nehmen, aber manches ist auch ganz einfach: Das rote Shakshuka - zu Deutsch „die Mischung“ besteht aus Gemüse, Gewürzen und Eiern – mehr nicht. Alles kommt in eine Pfanne und kaum 30 Minuten später ist es gar. Das ist gesund und schmeckt einfach immer.

Shakshuka für 3-4 Personen (Rezept aus: Jerusalem: Das Kochbuch von Yotam Ottolenghi und Sami Tamimi)

  • 2 EL Olivenöl, 2 EL Pipelchuma/Harissa
  • 2 TL Tomatenmark, 2 große rote Paprika, gewürfelt
  • 4 Knochblauchzehen, fein gehackt
  • 1 TL gemahlener Kreuzkümmel, ¾ TL Salz
  • 5 große Tomaten
  • 4 Eier

Das Öl bei mittlerer Temperatur in einer großen Pfanne (keinen Topf!) erhitzen. Pilpelchuma/Harissa, Tomatenmark, Paprika, Konoblauch, Kreuzkümmel und Salz hineingeben, umrühren und das Ganze ca. 8 Minuten bei geringer Hitze anschwitzen, bis die Paprikawürfel weich sind. Die Tomaten hinzugeben und die Mischung 10 Minuten köcheln lassen, bis eine relativ dicke Sauce entstanden ist. Abschmecken, 4 kleine Vertiefungen hineindrücken. Die Eier aufschlagen und vorsichtig in die Mulden gleiten lassen. 10 Minuten köcheln lassen, bis das Eiweiß gestockt ist (mit geschlossenem Deckel geht es schneller). Die Pfanne vom Herd nehmen und alles auf Tellern anrichten. Dazu kann man Joghurt servieren oder einfach Brot.

Bete'avon - guten Appetit!

Vikar Tim Sonnemeyer