Ehrenamtliche leiten mit

Was (evangelische) Kirche prägt: dass auf allen Ebenen Haupt- und Ehrenamtliche zusammenarbeiten. Als Pfarrer vor Ort mache ich die Erfahrung: Ich brauche Ehrenamtliche, sonst geht gar nichts. Aber das gilt auch umgekehrt: Ehrenamtliche brauchen Hauptamtliche, sonst geht gar nichts. Wir sind aufeinander angewiesen. Wir motivieren uns aber auch gegenseitig zu unserem Einsatz. Etwas, was ich an der Kirche sehr schätze. Ehrenamtliche auch. Ich habe ein besonders engagiertes Gemeindeglied aus Ottobrunn dazu interviewt: Gesine Clotz. Sie ist Rektorin einer Grundschule.

In welchen Gremien der Kirche arbeiten Sie ehrenamtlich mit?

Ich bin Vertrauensfrau im Kirchenvorstand der Michaelskirchengemeinde Ottobrunn, Neubiberg, Hohenbrunn, im Präsidium der Prodekanatssynode München-Südost und in der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern. Als Landessynodale bin ich auch Gast in der Dekanatssynode München. Neben der Gremienarbeit bin ich gerne Lektorin in meiner Gemeinde, singe in der Kantorei, spiele in einer Instrumentalgruppe und leite einen Glaubensgesprächskreis.

Was motiviert Sie zu diesem umfangreichen Engagement?

Ich habe von Kind an in der Kirchengemeinde eine Heimat gefunden, Menschen, mit denen ich gerne zusammen bin, und mit denen ich über den Glauben im Gespräch sein kann. Um meinen Glauben zu leben und ihn immer wieder neu bereichern zu lassen, benötige ich die Gemeinschaft mit anderen Christen. Da ist für mich das Engagement in der Kirchengemeinde eine logische Konsequenz. Nur wenn ich mich gemeinsam mit anderen engagiere, finden auch weitere Menschen eine lebendige Gemeinde vor. Das Besondere am Engagement in der evangelischen Kirche ist für mich das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen und die Chance auch als Ehrenamtliche so viele Möglichkeiten der Mitgestaltung zu erhalten.

Haben Sie den Eindruck, in Ihren Ehrenämtern etwas bewirken zu können?

Mein Anliegen bei der Arbeit in den Gremien ist es, dass ich das Ganze in den Blick nehme. Das betrifft die Kirchengemeinde oder das Prodekanat oder die Landeskirche. Alleine hat man nur eine Stimme, aber in Diskussionen und beim guten Zuhören, beim Einbringen von guten Sachinformationen und Argumentationsbeiträgen, kann ich bestimmte Aspekte einbringen und damit schon eine Wirkung erzielen. Ganz wichtig ist es mir, dass es nicht darum geht, die eigene Meinung durchzusetzen, sondern das
Ziel ist, wie wir eine Kirche schaffen, in der Menschen gerne ihren Glauben leben, einen Ort finden, wo sie gerne sind und wir die Botschaft von der Liebe Gottes zu den Menschen bringen.

Wie finden Sie das Miteinander von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Kirche?

Von der Grundanlage gefällt es mir sehr, dass Haupt- und Ehrenamtliche gemeinsam in allen Gremien die Arbeit verantworten. Es müssen überall mehr Ehrenamtliche vertreten sein. Für mich ist es eine wichtige Aufgabe, dass wir auch hier kein Gegeneinander leben, sondern im Miteinander und mit den ganz verschiedenen Kompetenzen, die alle einbringen können, gestalten. Das ist für mich das Besondere und ich genieße es, dass so viele interessante und an der Kirche interessierte Menschen zusammenkommen und gemeinsam mit dem Ziel unterwegs sind, dass wir einen guten Weg finden, wie Kirche in die Zukunft gehen kann.

Liebe Frau Clotz, vielen Dank für Ihre Antworten!

Pfarrer Sebastian Degkwitz